Wanderausstellung „Geschichte der Gerechten unter den Völkern“

Als Gerechte unter den Völkernwerden in der zentralen Gedenkstätte „Yad Vashem” in Israel diejenigen Menschen geehrt, die während des Holocaust heldenhaft jüdischen Menschen geholfen haben, zu überleben.

Die Nichtregierungsorganisation „Kultureller Dialog Dialog und Mitarbeiter des Krementschuker Heimatmuseums   haben gemeinsam eine Wanderausstellung vorbereitet, die sich mit den Geschichten dieser Helden und der von ihnen geretteten Juden in der Zeit der Okkupation durch die Deutschen widmet.

Das Heimatmuseum hat Kopien von Zeitungsausschnitten mit Artikeln, in denen es über diese Geschichte aus der Stadt Krementschuk geht, vorliegen. Leider sind die Zeitungen selbst nicht mehr erhalten. Diese Kopien wurden digitalisiert und in einer Wanderausstellung gesammelt. Die Idee des Projektes besteht darin, diese wertvollen Informationen für die Bewohner, Schüler und Gäste der Stadt zu bewahren.

Die Ausstellung kann in verschiedenen Räumen und wiederholt stattfinden und ist ein wunderbares Beispiel, wie man auch mit kleinem Budget und in Eigeninitiative einen wichtigen Aspekt der Erinnerungskultur lokal wieder entdecken kann.

Werkausstellung “Maisterni Pamjati“

15. 11– 18.12. Kyiv, Museum für Stadtgeschichte.

Nach der Realisation des Projektes „75 Jahre Erinnerung an Babyn Jar und Kamjenaz Podilsky“ hat die Jüdische Gemeinde Düsseldorf gemeinsam mit ihren ukrainischen Partnern das Projekt „Erinnerung lernen“ für die Ukraine ins Leben gerufen. Die Geschichten der wunderbaren überlebenden Zeitzeugen, die wir im letzten Jahr kennengelernt haben, bilden nun die Grundlage für zeitgemäße Materialien und Formate für die zukünftige jüdische Erinnerungsarbeit in der Ukraine.

Das Projekt spricht ganz gezielt Schüler, Studierende und Pädagogen an, die das Projekt mitentwickeln und gleichzeitig die Materialien testen werden.

In einer Werkaustellung ab dem 16.11.2017 im Kiewer Museum für Stadtgeschichte wurden dann Lokalgeschichte und Geschichten aus der Zeit des Holocaust sowie die Projekte aus der Zusammenarbeit mit sieben ukrainischen Städten der Öffentlichkeit präsentiert.

Gezeigt wurden verschiedene Formate und Materialien für die pädagogische Erinnerungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren in ukrainischer Sprache.
So beispielsweise ein Arbeitsbuch mit Geschichten und Archivmaterialien und Comics über die Erlebnisse der Zeitzeugen, dokumentarische Szenen mit Überlebenden der Shoa, der Ghettos und Erschießungen. Eine exemplarische Webseite für das Holocaust Museum von Vinnitza, eine Erinnerungs-Tour durch das Jüdische Kremenets, eine Anleitung zur Durchführung von Schreibwerkstätten, pädagogische Spiele und „Museumskoffer” für die Arbeit mit Jugendlichen in Schule und Universität, eine App zum Zusammenstellen von historischen Stadtrundgängen, eine Literaturliste für die wissenschaftliche Aufarbeitung und vieles mehr. Zusammengefasst in einem “Erinnerungswiki” soll das Projekt so die konkrete Arbeit auch praktisch unterstützen.

Für interessierte Erwachsene gibt es u.a. die erste Jüdische Tour in der Tourismus-App der Stadt Kiew, touristische Ideen für jüdische Erinnerungsreisen nach Transkarpatien, sowie Anregungen und Konzepte, selber im Bereich Erinnerungsarbeit aktiv zu werden.

Alles wurde ganz bewusst als „Work in Porgress“ vorgestellt, um weiteren Organisationen  und Einzelpersonen die Gelegenheit zu geben, sich noch in das Projekt einzubringen und auch in ihrer Stadt etwas für eine lebendige Erinnerungskultur zu tun.
Nach jetzigem Stand der Dinge werden sich Initiativen aus Czernowitz, Cherkasy, Kiew, Kremenets, Kremenchuk, Lemberg, Ushgorod und Vinnitza beteiligen. Weitere Anfragen liegen bereits vor.

Auch 76 Jahre nach Babyn Jar darf das Furchtbare niemals vergessen werden und alle Beteiligten leisten dafür einen wichtigen Beitrag.

Workshop Düsseldorf Amsterdam

29.08. – 03.09. 2017
Erinnerung lernen, Workshop Düsseldorf/ Amsterdam. 

Arbeitsziele: Best Practice in der Jüdischen Erinnerungsarbeit für die Ukraine am Beispiel Jüdisches Museum Amsterdam, Anne-Frank-Haus, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und Geschichte und Projekte der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Vorstellung der zukünftigen lokalen Initiativen aus: Czernowitz, Kremenets, Vinnitza, Kremenchuk, Cherkasy, Ushgorod, Düsseldorf und Kiew.

16 Teilnehmer aus Deutschland und der Ukraine lernen zeitgemäße Erinnerungsarbeit in Düsseldorf und Amsterdam kennen. Konkrete Verabredungen z.B. mit dem Anne Frank Huis wurden getroffen.

Kiew

Kiew, Millionen-Metropole und Hauptstadt der Ukraine am Dnjpr gelegen. 1500 Jahre Geschichte der Slawen, Waräger und Juden spiegeln sich in einer der schönsten und vielfältigsten Städte Europas. Von der Kiewer Rus bis, bis ins aufgeklärte Zarenreich, von der „Stadt der Helden“ bis ins modernen Kiew der Post-Maidan Ära, man spürt das Flair einer Weltkapitale.

1939 lebten 224.000 Juden in Kiew. Während der deutschen Besetzung Kiews wurden 1941 beim 35.000 jüdische Einwohner Kiews ermordet. Trotz der der Shoa und der Migration nach Westeuropa, USA oder Israel nach 1991 leben hier heute wieder über 50.000 Menschen mit jüdischen Wurzeln. Es gibt mehrere belebte Synagogen und jüdisches Leben und Kultur sind sehr präsent.

Kamjanez-Podilskyj

Die multikulturelle Perle Podoliens ist eine der ältesten Städte der Ukraine mit bis heute gut erhaltener mittelalterlicher Burg.

1941 fand hier da bis dato größte Massaker mit über 23.600 ermordeten Juden durch Einsatzgruppen der SS und deutsche Polizisten statt.

Lemberg

Wunderschöne Kaffee- und Kulturhaupstadt der Ukraine.

Hauptstadt Galiziens mit wechselvoller Geschichte. Vor der Shoa lebten 150.000 Juden in der Stadt, davon wurden 120.00 ermordet.

Czernowitz

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Czernowitz

Schon im Mittelalter gab es die ersten Hinweise auf jüdische Einwohner in Czernowitz. In der vorösterreichischen Zeit genoss die jüdische Gemeinde die sogenannte „Kahals“, das heißt, sie hatte eine gewisse Autonomie in Bereichen wie Justiz, Bildung, Erziehung und Wohlfahrt. An der Spitze der Gemeinde standen die Ältesten und der Rabbiner.

Zu Beginn der Habsburger Herrschaft über die Bukowina in 1774 gab es in Czernowitz bereits 112 jüdische Familien. Unter der österreichischen Gerichtsbarkeit verbesserte sich der rechtliche Status der jüdischen Bevölkerung stetig. Im Jahr 1864 erhielten die Juden von Czernowitz das Recht, unbewegliches Vermögen zu besitzen, und 1867 alle weiteren bürgerlichen Rechte. Im Verlauf der Zeit bildete sich ein aufgeklärtes jüdisches Bürgertum aus und es entstand eines der Zentren des Chassidismus. In der jüdischen Gemeinschaft wurden hitzige Diskussionen über die Identität und Strategie bezüglich der nationalen Selbsterhaltung geführt. Es entstanden zionistische Studentenvereinigungen sowie verschiedene nationale Bildungs- und Kulturvereine.

Im zwanzigsten Jahrhundert wurden Anhänger des mosaischen Glaubens zweimal zum Bürgermeister gewählt und „Jüdisch“ als Nationalität in der Bukowina anerkannt. Es war ein besonderer Zeitraum für die dortige Jüdischen Kultur, in dem das Jüdische Nationalhaus gebaut wurde und der internationale „Jiddisch Kongress“ stattfand.

Das Leid des Ersten Weltkrieges traf auch die jüdischen Bürger der Stadt und zeitweise kam das jüdische Leben zum Erliegen.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Czernowitz zu Rumänien. Die Stellung der Juden in wurde immer prekärer. Trotzdem erlebte Czernowitz mit vielen talentierten Menschen wie Moses Rosenkranz, Alfred Kittner, Rose Ausländer, Joseph Schmidt uvm. einen kulturellen Höhepunkt seiner Stadtgeschichte. Es gab eine neue Synagoge, aktive jüdische Organisationen und zahlreiche jüdische Publikationen.

Nach dem deutsch-sowjetischen Pakt geriet Czernowitz ab 1939 wieder unter sowjetische Kontrolle und seine Bewohner wurden sowjetische Bürger. Es wurden nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch viele jüdische Haushalte enteignet. Auch jüdische Aktivisten gerieten ins Visier des NKWD. Mehrere tausend Czernowitzer Juden wurden nach Sibirien deportiert.

Nach dem Abzug der Sowjetischen Armee gehörte Czernowitz wieder zu dem mit dem NS-Reich verbündeten Rumänien. Die ersten Einheiten der rumänischen Armee drangen am 5. Juli 1941 in die Stadt ein, nachdem sie zuvor in der Umgebung von Czernowitz tausende Juden umgebracht hatten. Am 7. und 8. Juli fanden erneut Massenerschießungen von Juden statt. Unter den ca. 600 Opfern waren auch der Oberrabbiner und der Kantor des Tempels.

Die rumänischen Behörden planten die ethnische Säuberung der Bukowina und letztlich die Vernichtung des dortigen Judentums. Zu diesem Zweck wurde Mitte Oktober 1941 das Ghetto in Czernowitz begründet und es begannen die Massendeportationen. In Czernowitz und Umgebung wurden etwa 50.000 Juden inhaftiert. Insgesamt wurden während des angegebenen Zeitraums mehr als 30.000 Einwohner aus der Stadt in die Hölle Transnistriens geschickt, einer Region jenseits des Dnjestr, die einzig zur Vernichtung von Juden und Roma eingerichtet wurde. Das Schicksal dieser Czernowitzer ist tragisch. Viele von ihnen überlebten schon nicht den Weg, noch mehr starben an Hunger, Kälte und Krankheit in den Ghettos und Lagern oder wurden von durchziehenden SS-Sonderkommandos willkürlich ermordet.

Der rumänisch-stämmige Bürgermeister Traian Popovici, auch bekannt als der „Schindler der Bukowina“, erhielt am 15. Oktober den Befehl, 15.000-20.000 Juden zu behalten, die als „ökonomisch wertvoll“ galten, da sie für die industrielle Produktion benötigt wurden. Er schaffte es, 16.5000 Juden zu retten, indem er sie zum Funktionieren der Stadt als unerlässlich erklärte. Doch auch er konnte die spätere Deportation von zwei Dritteln der vermeintlich Geretteten in die Todeslager nicht verhindern.

Zwischen 1944 und 1945 kehrte nur ein Bruchteil der überlebenden Juden aus Transnistrien zurück. Doch in ihrer Heimatstadt waren sie nicht länger erwünscht. Ihre ehemaligen Wohnungen und Häuser wurden von Vertretern der sowjetischen Armee, Elite und Partei bewohnt. Darum wanderten viele der Juden über Rumänien aus Czernowitz aus und suchten eine neue Heimat in der Ferne.

Die in Czernowitz verbliebenen Juden hofften, ihre Gemeinde bei den Behörden wieder wie zur Vorkriegszeit zu etablieren. Sie hielten jüdische Gottesdienste, wählten einen jüdischen Rat und Rabbinat, der sich um eine Zusammenarbeit mit dem neu gebildeten JOINT bemühte. Dies erweckte das Misstrauen auf sowjetischer Seite. 1958 wurde die Gemeinde der Förderung des Zionismus und Klerikalismus beschuldigt und verboten. Die letzten Rabbiner verließen Czernowitz und die „Große Synagoge“ wurde in ein Kino (im Volksmund Cinemagoge) umgewandelt.

Bis zu dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum Ende der 1980er fror das jüdische Leben in der Stadt ein und erfuhr erst danach eine neue Blütezeit. Heute besteht die Gemeinde wieder aus 800 Menschen.

Wir trauern um Klaus Dönecke

Fast 40 Jahre arbeitete Klaus Dönecke bei der Polizei. Fast genauso lange interessierte er sich für Polizeigeschichte. Er hat Seminare und Exkursionen für seine Kollegen zu Gedenkstätten in Polen und nach Israel organisiert. 2009 nahm er gemeinsam mit 25 weiteren Düsseldorfer Polizeibeamten und dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers in Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstelle in Jerusalem, an einer Kranzniederlegung teil – auf Wunsch der israelischen Gastgeber erstmals als deutscher Polizist in Uniform.

Hauptkommissar a.D. Klaus-Friedrich Dönecke verstarb überraschend am 4. Juli 2017 und wurde 62 Jahre alt.

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Paul Blobel

Paul Blobel

Wuchs in Remscheid auf, ganz in der Nähe des Wohnortes einer unserer Zeitzeuginnen. Gerüchten zufolge sei er auch dort begraben worden.

Blobel trat im Juni 1935 in den SS-Sicherheitsdienst ein und machte schnell Karriere bis zum SD-Abschnittsführer von Düsseldorf.

Im Juni 1941 wurde Blobel zum Führer des Sonderkommandos 4a ernannt, das nachgewiesenermaßen mindestens 60.000 Menschen, darunter allein ca. 30.000 Juden in der Schlucht von Babyn Jar ermordete.

Im sogenannten Einsatzgruppen-Prozess wurde ihm die Ermordung von 60.000 Menschen unter seiner Verantwortung zwischen Juni 1941 und Januar 1942 vorgeworfen. Zu seiner Verteidigung brachte Blobel vor, nicht 60.000, sondern maximal 10.000 bis 15.000 Menschen erschossen zu haben.

Am 7. Juni 1951 wurde er gemeinsam mit drei Mitangeklagten aus dem Prozess zum Tode verurteilt. Diese Hinrichtungen waren die letzten auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.

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