Transnationale Erinnerung auf Augenhöhe

„Erinnerung lernen“ ist der Oberbegriff für eine Reihe von transnationalen zivilgesellschaftlichen Projekten der jüdischen Erinnerung in der Ukraine und Deutschland. 
Schulen, Universitäten, Bibliotheken, lokale Museen und Initiativen, überall ist Bedarf beim Thema Aufarbeitung des Holocaust und des Stalinismus in der Ukraine. 

Zur Zeit wird mit unserem Projekt “Tracks of Memory 1941 bis 2023 “, die Erinnerungskultur als wichtiger Faktor in deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaften herausgearbeitet, auch und besonders während des furchtbaren Angriffskrieges, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt. 

Die Geschichte des Judentums und der Shoa in der Ukraine war während der Sowjetzeit praktisch tabuisiert. Erst in den letzten Jahren wurde eine Aufarbeitung und zivilgesellschaftliche Auseinandersetzung über Themen wie Holocaust und  Holodomor möglich.Gemeinsam mit ukrainischen Partnerinnen und Partnern  entwickeln wir zeitgemäße Werkzeuge für eine aktive ukrainisch-jüdische Erinnerungskultur.
Das besondere an dem Konzept ist, dass alles von ukrainischer Seite auf Augenhöhe mit erdacht und erarbeitet wird. 
Partner des Projektes sind u.a. das Museum für die Geschichte und Kultur der Juden der Bukowina und des Zentrum für Holocaustforschung der Ukraine, zahlreiche lokale NGO`s in der gesamten Ukraine, sowie das Anne Frank Huis Amsterdam und SABRA NRW.
 
Werkausstellungen wurden u.a. in Charkiw, Essen, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Krefeld, Kremenets, Krementschuk, Kyjiw, Lemberg, Meerbusch-Büderich, Odesa, Potsdam,Recklinghausen, Riwne, Tscherkassy und Tscherniwzi präsentiert. 

Die Motivation

Wer an den Holocaust denkt, hat vor allem den Horror der nationalsozialistischen Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau, Majdanek oder Treblinka vor Augen. Aber der Massenmord an den Juden durch Erschießungen steht weniger im Fokus. Dabei forderten diese Morde bereits 1941 unzählige Opfer, lange bevor der fabrikmäßige Massenmord die Regel wurde. Zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf haben bei diesen Massakern Verwandte verloren.
Erinnerungsarbeit bedeutet nicht nur, der Opfer der Shoah zu gedenken, sondern auch an die vielfältige jüdische Kultur zu erinnern. Darum entwickeln wir mit unseren ukrainischen Partnern Formate, die auch die lokale Geschichte und Persönlichkeiten zum Gegenstand machen.
Weitere Besonderheit: Die Orte und Initiativen des Projektes wurden im Rahmen des Vorgänger Projektes „Wege der Erinnerung“ im Rahmen des Gedenkens an Babyn Jar und Kamjanez-Podilsky gefunden und sind eng mit den Erinnerungen und Schicksalen von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf verbunden.  Sie waren alle von der „Shoa durch Erschießen“ 1941 und 1942 betroffen, für die die Katastrophe von Babyn Jar stellvertretend steht.
Erinnerungsarbeit ist auch Zukunftsarbeit, denn nur durch sie können die Weitergabe alter Vorurteile und Ressentiments verhindert und Wissenslücken geschlossen werden.

Materialien und Formate

 
Es wurde ukrainischsprachige Materialien und Formate für eine konkrete Erinnerungsarbeit mit ukrainischen Jugendlichen entwickelt und als Reader publiziert, Wikipedia Beiträge über lokale Aspekte der jüdischen Erinnerung erstellt, ein Schulbuchprojekt über die Shoa in der Bukowina im Comicstil realisiert, ein Audioguide für Babyn Yar produziert, didaktische Moderationskarten über den Holocaust entwickelt und evaluiert, eigene Zeitzeugen-Filme und zahlreiche Stadtportraits zu jüdischer Lokalgeschichte produziert und hunderte von Pädagoginnen und Pädagogen in der Ukraine gezielt weitergebildet. 
In mindestens 50 Workshops mit Jugendlichen wurden die Materialien in der Ukraine und Deutschland bereits eingesetzt, zuletzt auch in der Arbeit mit, vor dem Krieg geflüchteten, Schülerinnen und Schülern. 
 

 

Die Projektpartner

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ist mit 7000 Mitgliedern die drittgrößte Gemeinde in Deutschland und betreibt u.a. eine Grundschule, das Albert-Einstein-Gymnasium, das Nelly-Sachs-Elternheim und eine Kindertagesstätte.
Die Josef-Neuberger-Medaille wird seit 1991 an Personen oder Institutionen der nichtjüdischen Öffentlichkeit verliehen, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Die Medaille ist nach Prof. Dr. Dr. Josef Neuberger benannt, der unter anderem Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen war.
Die Düsseldorfer Gemeinde ist besonders intensiv mit der heutigen Ukraine verbunden, zahlreiche Mitglieder haben die Shoa selbst überlebt oder ermordete Verwandte zu beklagen.Die besondere Verbindung zu den Wurzeln der Gemeinde in Czernowitz, hat zur aktuellen Städtepartnerschaft zwischen Duesseldorf und dem heutigen Tscherniwzi entscheidend beigetragen.
Partner in der Ukraine sind dabei vor allem das Museum für die Geschichte und Kultur der Juden der Bukowina und des Zentrum für Holocaustforschung der Ukraine, inzwischen aber auch zahlreiche lokale NGO`s in der gesamten Ukraine und in Deutschland.
Tracks of Memory“ wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des „Ausbaus der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft 2023“ gefördert. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen.