Kiew

Kiew, Millionen-Metropole und Hauptstadt der Ukraine am Dnjpr gelegen. 1500 Jahre Geschichte der Slawen, Waräger und Juden spiegeln sich in einer der schönsten und vielfältigsten Städte Europas. Von der Kiewer Rus bis, bis ins aufgeklärte Zarenreich, von der „Stadt der Helden“ bis ins modernen Kiew der Post-Maidan Ära, man spürt das Flair einer Weltkapitale.

1939 lebten 224.000 Juden in Kiew. Während der deutschen Besetzung Kiews wurden 1941 beim 35.000 jüdische Einwohner Kiews ermordet. Trotz der der Shoa und der Migration nach Westeuropa, USA oder Israel nach 1991 leben hier heute wieder über 50.000 Menschen mit jüdischen Wurzeln. Es gibt mehrere belebte Synagogen und jüdisches Leben und Kultur sind sehr präsent.

Kamjanez-Podilskyj

Die multikulturelle Perle Podoliens ist eine der ältesten Städte der Ukraine mit bis heute gut erhaltener mittelalterlicher Burg.

1941 fand hier da bis dato größte Massaker mit über 23.600 ermordeten Juden durch Einsatzgruppen der SS und deutsche Polizisten statt.

Lemberg

Wunderschöne Kaffee- und Kulturhaupstadt der Ukraine.

Hauptstadt Galiziens mit wechselvoller Geschichte. Vor der Shoa lebten 150.000 Juden in der Stadt, davon wurden 120.00 ermordet.

Czernowitz

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Czernowitz

Schon im Mittelalter gab es die ersten Hinweise auf jüdische Einwohner in Czernowitz. In der vorösterreichischen Zeit genoss die jüdische Gemeinde die sogenannte „Kahals“, das heißt, sie hatte eine gewisse Autonomie in Bereichen wie Justiz, Bildung, Erziehung und Wohlfahrt. An der Spitze der Gemeinde standen die Ältesten und der Rabbiner.

Zu Beginn der Habsburger Herrschaft über die Bukowina in 1774 gab es in Czernowitz bereits 112 jüdische Familien. Unter der österreichischen Gerichtsbarkeit verbesserte sich der rechtliche Status der jüdischen Bevölkerung stetig. Im Jahr 1864 erhielten die Juden von Czernowitz das Recht, unbewegliches Vermögen zu besitzen, und 1867 alle weiteren bürgerlichen Rechte. Im Verlauf der Zeit bildete sich ein aufgeklärtes jüdisches Bürgertum aus und es entstand eines der Zentren des Chassidismus. In der jüdischen Gemeinschaft wurden hitzige Diskussionen über die Identität und Strategie bezüglich der nationalen Selbsterhaltung geführt. Es entstanden zionistische Studentenvereinigungen sowie verschiedene nationale Bildungs- und Kulturvereine.

Im zwanzigsten Jahrhundert wurden Anhänger des mosaischen Glaubens zweimal zum Bürgermeister gewählt und „Jüdisch“ als Nationalität in der Bukowina anerkannt. Es war ein besonderer Zeitraum für die dortige Jüdischen Kultur, in dem das Jüdische Nationalhaus gebaut wurde und der internationale „Jiddisch Kongress“ stattfand.

Das Leid des Ersten Weltkrieges traf auch die jüdischen Bürger der Stadt und zeitweise kam das jüdische Leben zum Erliegen.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Czernowitz zu Rumänien. Die Stellung der Juden in wurde immer prekärer. Trotzdem erlebte Czernowitz mit vielen talentierten Menschen wie Moses Rosenkranz, Alfred Kittner, Rose Ausländer, Joseph Schmidt uvm. einen kulturellen Höhepunkt seiner Stadtgeschichte. Es gab eine neue Synagoge, aktive jüdische Organisationen und zahlreiche jüdische Publikationen.

Nach dem deutsch-sowjetischen Pakt geriet Czernowitz ab 1939 wieder unter sowjetische Kontrolle und seine Bewohner wurden sowjetische Bürger. Es wurden nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch viele jüdische Haushalte enteignet. Auch jüdische Aktivisten gerieten ins Visier des NKWD. Mehrere tausend Czernowitzer Juden wurden nach Sibirien deportiert.

Nach dem Abzug der Sowjetischen Armee gehörte Czernowitz wieder zu dem mit dem NS-Reich verbündeten Rumänien. Die ersten Einheiten der rumänischen Armee drangen am 5. Juli 1941 in die Stadt ein, nachdem sie zuvor in der Umgebung von Czernowitz tausende Juden umgebracht hatten. Am 7. und 8. Juli fanden erneut Massenerschießungen von Juden statt. Unter den ca. 600 Opfern waren auch der Oberrabbiner und der Kantor des Tempels.

Die rumänischen Behörden planten die ethnische Säuberung der Bukowina und letztlich die Vernichtung des dortigen Judentums. Zu diesem Zweck wurde Mitte Oktober 1941 das Ghetto in Czernowitz begründet und es begannen die Massendeportationen. In Czernowitz und Umgebung wurden etwa 50.000 Juden inhaftiert. Insgesamt wurden während des angegebenen Zeitraums mehr als 30.000 Einwohner aus der Stadt in die Hölle Transnistriens geschickt, einer Region jenseits des Dnjestr, die einzig zur Vernichtung von Juden und Roma eingerichtet wurde. Das Schicksal dieser Czernowitzer ist tragisch. Viele von ihnen überlebten schon nicht den Weg, noch mehr starben an Hunger, Kälte und Krankheit in den Ghettos und Lagern oder wurden von durchziehenden SS-Sonderkommandos willkürlich ermordet.

Der rumänisch-stämmige Bürgermeister Traian Popovici, auch bekannt als der „Schindler der Bukowina“, erhielt am 15. Oktober den Befehl, 15.000-20.000 Juden zu behalten, die als „ökonomisch wertvoll“ galten, da sie für die industrielle Produktion benötigt wurden. Er schaffte es, 16.5000 Juden zu retten, indem er sie zum Funktionieren der Stadt als unerlässlich erklärte. Doch auch er konnte die spätere Deportation von zwei Dritteln der vermeintlich Geretteten in die Todeslager nicht verhindern.

Zwischen 1944 und 1945 kehrte nur ein Bruchteil der überlebenden Juden aus Transnistrien zurück. Doch in ihrer Heimatstadt waren sie nicht länger erwünscht. Ihre ehemaligen Wohnungen und Häuser wurden von Vertretern der sowjetischen Armee, Elite und Partei bewohnt. Darum wanderten viele der Juden über Rumänien aus Czernowitz aus und suchten eine neue Heimat in der Ferne.

Die in Czernowitz verbliebenen Juden hofften, ihre Gemeinde bei den Behörden wieder wie zur Vorkriegszeit zu etablieren. Sie hielten jüdische Gottesdienste, wählten einen jüdischen Rat und Rabbinat, der sich um eine Zusammenarbeit mit dem neu gebildeten JOINT bemühte. Dies erweckte das Misstrauen auf sowjetischer Seite. 1958 wurde die Gemeinde der Förderung des Zionismus und Klerikalismus beschuldigt und verboten. Die letzten Rabbiner verließen Czernowitz und die „Große Synagoge“ wurde in ein Kino (im Volksmund Cinemagoge) umgewandelt.

Bis zu dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum Ende der 1980er fror das jüdische Leben in der Stadt ein und erfuhr erst danach eine neue Blütezeit. Heute besteht die Gemeinde wieder aus 800 Menschen.