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Olexandr Aronowitsch Petscherski
(1909 -1990)

Der Anführer des Aufstands im Vernichtungslager Sobibor.
Olexandr Aronowitsch Petscherski wurde 1909 in Kremenchug in der Ukraine geboren.
Er studierte Musik und Theaterwissenschaften in Rostov am Don und arbeitete als Leiter in
verschiedenen Kulturzentren.
Als das Deutsche Reich 1941 die Sowjetunion angriff, diente er als Offizier in der roten
Armee.
Schon im Oktober 1941 wurde er bei Wjasma gefangen genommen und nachdem entdeckt
worden war, dass er Jude war, im August 1942 nach Minsk in das dortige Ghetto deportiert.
Im September 1943 wurde Petscherski zusammen mit 2.000 Juden zur Ermordung nach
Sobibor verschleppt.
Bei der Selektion an der Rampe wurde er als einer von 60 Häftlingen zur Arbeit ausgewählt,
die übrigen wurden noch am selben Tag in der Gaskammer umgebracht.
Kurz nach seiner Ankunft wurde er vom Untergrund des Lagers kontaktiert. Man wusste
bereits von der Niederlage von Stalingrad und dem Aufstand im Warschauer Ghetto. Als
Leutnant der Roten Armee nahm er bald die Position des Untergrundkommandanten ein und
beschloss, seine Mithäftlinge in einen Aufstand zu führen.
Innerhalb von sechs Wochen entstand sein Plan, der vorsah, die Führungsriege aus 17 SS-
Leuten, durch selbstgebaute Hieb- und Stichwaffen außer Gefecht zu setzen. Gleichzeitig
sollte die Kommunikation im Lager gekappt werden, wodurch Telefon und Strom ausfallen
würden. Dies sollte die Möglichkeit bieten, Waffen zu erbeuten und die Wachmannschaft
auszuschalten. Petscherskis Plan, über den nur ca. 10 % der Häftlinge informiert waren, ließ
sich trotz vieler Missgeschicke umsetzen. Am 14. Oktober 1943 um 16 Uhr gelang es den
gefangenen Zwangsarbeitern, elf SS-Männer auf der Stelle zu töten. Etwa 365 der 600
aufständischen Häftlinge konnten die Sperren des Vernichtungslagers überwinden. Da nur
ein Teil der Wachmannschaft ausgeschaltet wurde, waren die Verluste höher als erwartet.
Etwa 150 Flüchtlinge entkamen den Maschinengewehren und Minenfeldern und flohen in die
nahegelegenen Wälder. 47 entflohene Häftlinge erlebten das Ende des Zweiten Weltkrieges.
Petscherski schloss sich einer sowjetischen Partisaneneinheit an und kämpfte dort bis zum
Sommer 1944. Er überlebte den Krieg schwer verletzt.
Petscherski wurde in der Sowjetunion nie geehrt. Die damalige Geschichtsschreibung
blendete ihn völlig aus. 1963 war er allerdings Hauptzeuge in einem Prozess gegen zehn
ukrainische Wachleute des Lagers Sobibor.
Olexandr Aronowitsch Petscherski starb 1990 in Rostov am Don im Alter von 81 Jahren.
Eine Straße in Israel und Denkmäler in Tel Aviv und Boston tragen seinen Namen.
Inzwischen wurde er auch zum Helden der russischen Föderation ernannt und eine Straße in
seiner ukrainischen Geburtsstadt Kremenchug trägt seinen Namen.
Im Verlag Duch i Litera, Kiew erschien 2016 ein Buch über den Aufstand von Sobibor und
das Leben Petscherskis in ukrainischer Sprache.