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Anna Kirichenko

Anna Kirichenko lebte gemeinsam mit ihren zwei Töchtern im Poltova-Distrikt in
Krementschug, das die Deutschen am 8. September 1941 eroberte. Am Ende des Monats
eröffneten sie ein Gefängnis für Kriegsgefangene sowjetische Soldaten unter dem Namen
“Stalag 346”. Die diensttauglichen Gefangenen wurden zur Zwangsarbeit in der Stadt und Ferne
einbezogen. Unter den Gefangenen war auch Peotr Koganzon, ein Jude dessen Identität
unentdeckt blieb. An seinem Arbeitsplatz begegnete er Anna Kirichenko, die ihn aus Mitleid mit
Essen, Medikamenten und Kleidung für das kalte Wetter versorgte. Im April 1942 half
Kirichenko Koganzon aus dem Lager zu fliehen und versteckte ihn in ihrem Haus. Nach einiger
Zeit half sie ihm, eine Gruppe im Untergrund zu kontaktieren, die in der Stadt aktiv war. Die
Gruppenmitglieder stattteten Koganzon mit Ukrainischen Papieren aus, die ihm erlaubten, offen
zu leben und in den Untergrundaktivitäten teilzunehmen. Doch trotz der angenommenen neuen
Identität fühlte er sich nicht sicher, sodass er im Sommer 1942 Krementschug Richtung Osten
verließ, um die Front zu durchqueren und zur Roten Armee zurückzukehren. Auf seinem Weg
begleitete ihn Grunya Shtabnitskaya, eine jüdische Frau, die mit einem Ukrainer verheiratet war,
die sich bisher mit ihrer Schwiegermutter in Krementschug versteckt hatte. Die zwei reisten über
100 km zu Fuß bis sie die Stadt Poltava erreichten, die nahe der Front lag. Dort folgten sie dem
Rat der Untergrundsgruppe und wandten sich an Valentina Zakharchenko, die sie als Bewohner
in ihr Haus einlud, obwohl sie und ihr Ehemann Nikolay um die Gefahr wussten, Juden zu
verstecken.
Nachdem sie für eine Wochen in Poltova geblieben waren, wurde Koganzon bewusst, dass er die
Front nicht würde überqueren können. Also kehrten er und Shtabnitskaya gemeinsam nach
Krementschug zurück, wo sie unter falschen Identitäten bis zur Befreiung am 29. September
1943 lebten. Auch nach dem Krieg blieb Koganzon mit seinen Rettern befreundet, auch nachdem
er in den 1990er Jahren in die USA gezogen war. Das Schicksal von Shtabnitskaya ist
unbekannt.
Am 21. November 1993 würdigte Yad Vashem Anna Kirichenko und Nikolay und Valentina
Zakharchenko als Gerechte unter den Völkern.